Quo vadis IAA
– nach Berlin, nach Hamburg oder nach München –
– Neuer Name, neues Konzept? –
Seit letzten Mittwoch ist also die IAA (Internationale Automobilausstellung) in Frankfurt Geschichte. Der VDA (Verband der Automobilindustrie) hat das Ende nach 69 Jahren verkündet und will sich nun zwischen Berlin, Hamburg und München entscheiden.
Ob es dann auch einen neuen Namen und vor allem ein neues Konzept gibt, bleibt abzuwarten.
Der Vollständigkeit halber, sei hier noch erwähnt, dass es hier um die PKW-IAA geht. Die IAA-Nutzfahrzeuge findet ja schon länger und weiterhin in Hannover statt.
Ich persönlich habe meine ganz eigenen Erinnerungen an die IAA: Als Abiturient war ich stolz wie Oskar, als ich schon immer einen Tag vor der Besucher-Öffnung durch die Hallen schlendern durfte, weil ich über irgendwelche privaten Kanäle ein Aussteller-Ticket bekommen hatte.
Ich erinnere mich da auch daran, meinen ersten Promi in natura gesehen zu haben: Birgit Schrowange am Toyota Stand. Das ist ca. 32 Jahre her. Ich war ein wenig erstaunt, wie klein sie doch im Vergleich zum Fernsehen war.
Ein paar Jahre später war es die Messe-Sensation als Mercedes die komplette Festhalle bebaut hat; mit eigenen Rolltreppen auf mehreren Ebenen. Die Festhalle kannte man sonst nur leer von irgendwelchen Konzerten.
Seit letzten Mittwoch ist also die IAA in Frankfurt Geschichte. Nachdem dann 30 Marken auf der letzten IAA in 2019 fern blieben(fast alle Nicht-Deutschen Automarken), was wohl mehr als die Hälfte ist, und darüber hinaus auch noch 300.000 Besucher, ist der Veranstalter VDA plötzlich aufgewacht und hat gemerkt, Hmmm, Autos sind ja gar nicht mehr so beliebt.
Die Demonstranten (angeblich Klimaaktivisten), welche die Besucher am Einlass gehindert haben (sorry, wie kann das denn sein), taten wohl noch ihr Übriges.
Erstaunlicherweise schiebt man die Schuld am Untergang der IAA nun dem Frankfurter Oberbürgermeister und der Frankfurter Messe zu. Die Frankfurter Messe kann da nun wirklich am wenigsten zu. Die haben sich jahrelang zerrissen und alles möglich gemacht, nur um die IAA in Frankfurt zu halten. Ob ein Oberbürgermeister wegen einiger Äußerungen daran schuld ist, dass Besucher und Marken wegbleiben, halte ich wohl eher für fraglich. Und die Anti-SUV-Combo hat er sicherlich auch nicht bestellt.
Nein für den Erfolg oder Misserfolg einer Messe ist ausschließlich der Veranstalter zuständig.
Nun sucht also die dann doch endlich mal aufgewachte Autoindustrie (nichts anderes verkörpert ja der VDA) ein neues Messegelände für ihr altes Flagschiff.
Die Entscheidung fällt zwischen Berlin, Hamburg und München.
Hamburg ist hier wohl nur Quoten-Dritter, denn rein unter den Aspekten Hallenkapazität, Freifläche, Parkplatzsituation und sonstiger Infrastruktur ist das Hamburger Messegelände völlig ungeeignet für eine PKW-IAA. Sorry to say. Ich würde es den Hamburgern auf jeden Fall gönnen, aber macht einfach keinen Sinn.
Kommen wir zu Berlin. Sie gelten, wen wundert´s wegen der politischen Nähe als Favorit.
Schauen wir uns also das Berliner Messegelände mal genauer an: Offiziell gibt man 180.000m² Brutto-Ausstellungsfläche verteilt auf 26 Hallen an (eine 27. kommt als Ausweichhalle dazu). 14 Hallen sind davon mehrstöckig und manche sind mega klein.
Man munkelt, dass in Berlin jeder Geräteschuppen als Messehalle bezeichnet wird.
Unmittelbar um den Funkturm angrenzend (jeweils ca. 50m Abstand) gibt es alleine schon 7 Hallen.
Die Freifläche gibt man mit 100.000m² an. Ich erlaube mir allerdings die Frage zu stellen, ob diese Freifläche tatsächlich bei einer IAA nutzbar ist.
Und das gesamte Berliner Messegelände wird sich mindestens noch 12 Jahre als Baustelle präsentieren (tendenziell eher mehr), denn die meisten Hallen sollen saniert werden. Ob jetzt alle Baumaschinen schon mit Elektro-Motor betrieben werden, glaube ich nicht wirklich.
Die Parkplatzsituation, insbesondere die für LKW in den Auf- und Abbauzeiten ist in Berlin völlig rudimentär. Eine sinnvolle Lösung ist hier auf lange Zeit nicht zu erwarten.
Liebe Berliner, Ihr macht eine tolle ITB, eine wunderbare grüne Woche und die IFA ist eh Bombe. Aber IAA könnt Ihr einfach nicht.
Den Flughafen BER erwähne ich jetzt nicht nochmal.
Kommen wir also zu München. Sie ahnen es schon, für mich aus messe-pragmatischen Gründen die einzig wahre Lösung:
München hat 200.000m² Bruttoausstellungsfläche, verteilt auf 17 ebenerdige, moderne und alle optisch gleich aussehende, Hallen.
Dazu noch 414.000m² Freifläche. Die Freifläche ist ein echtes Pfund und schon jahrelang zur renommierten Bauma erfolgreich erprobt. Ich persönlich finde das Münchner Messegelände einfach wunderschön und neben Shanghai (SNIEC) eines der sinnvollsten Messegelände.
Ich denke, wenn man eine IAA komplett relaunchen will, muss man das Thema Freigelände unbedingt berücksichtigen. Da könnten dann Mobility-Parcours, Probefahrtstrecken und sonstige Aktionsflächen den erfolgreichen Neustart der IAA sicherstellen.
Darüber hinaus sind um das Messegelände schon einige Hotels, ein großes Einkaufscenter und eine Top-Infrastruktur vorhanden.
Und München hat einfach über Jahre hinweg, wesentliche Erfahrungen mit derartigen Großveranstaltungen gemacht, Bauma erwähnte ich schon. Oktoberfest zählt auch dazu.
Hinsichtlich der Promi-Botschafter bevorzuge ich dann auch noch eher Phillip Lahm als Jürgen Klinsmann.
Und Munich-Motor-Show hört sich rein phonetisch einfach auch besser an als Berliner Auto- Salon.
Euer Kind der Messe
Kay Lohe
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