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FAIR-SIGHT 7 !!!

Inspiration zu einer neuen gemeinsamen Messewelt – Teil 1

Seit wie vielen Tagen wir alle mehr oder weniger im Trance-Zustand wegen des ominösen Virus sind, kann ich gar nicht sagen. Und ich verspreche den Namen heute nicht ein einziges Mal zu erwähnen. Es ist ja auch viel Positives passiert in den vergangenen Tagen. Tolle Aktionen wie das Öffnen von Datenbanken für Nichtmitglieder,  wie der Brief an die Regierung oder die vielen journalistisch wertvollen Beiträge aus der Branche  haben tatsächlich das Bewusstsein in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für die Messe-Branche und deren aktuelle Notlage wesentlich erhöht. Wie es aussieht, wird es wohl relativ schnell und unkompliziert finanzielle Hilfe für die betroffenen Unternehmen geben. Selbst Künstler, Selbstständige und entsprechende Medien sollen nicht leer ausgehen.
Ich freue mich wirklich über jedes einzelne Unternehmen dieser Branche, welches diese schwere Zeit übersteht (inkl. meinem Eigenen ?).

Es ist also genau der richtige Zeitpunkt nach vorne zu schauen. Wenn nicht jetzt wann dann!
Und ich habe mir die letzten Tage sehr viele Gedanken über die deutsche Messewirtschaft gemacht.
Auch vor dem Hintergrund, dass uns unerwartete Absagen, wegen Terror-Alarm, Hochwasser (z.B. Düsseldorf und Köln), Sturm oder eines anderen verheerenden Virus, immer wieder treffen können.

Liebe Veranstalter, liebe Aussteller, liebe Messebauer, liebe Messe-Dienstleister, es gibt so viele Chancen, Ideen und Visionen für jedes einzelne am Messe-Prozess beteiligte Unternehmen, dass wir alle zusammen dafür eine eigene neue Messe-Kultur schaffen können. Ich nenne Sie heute einfach mal  FAIR-SIGHT 7 !!! .
FAIR-SIGHT 7 !!! bedeutet heute die Geburtsstunde einer neuen Kultur, eines Geistes einer Bewegung für die Zeit nach dem Virus.

In einer Kultur geht es um Werte, um Visionen, um Erscheinungsbilder, auch um Traditionen und vor allem um Wege des menschlichen Miteinander.
Und Messe ist weiterhin People Business, wo der Mensch im Mittelpunkt jeglichen Handelns steht.

Fairside ist phonetisch bereits bekannt. Fair-Sight definiert dann eben den Blick, die Sicht auf die Messe.
7 weil die Deutsche Industrie sich mit 4.0 rühmt, und wir als erste Visitenkarte der Deutschen Wirtschaft doch sicherlich three steps ahead sind, also absolut modern und zukunftsgewandt. Außerdem hat die Messewelt nun mal eine 7 Tage Woche. Das ist ja gerade das Attraktive und Besondere an dieser Industrie.

Bei meinen folgenden Betrachtungen wird es in erster Linie um menschliche Beziehungen und Partnerschaften gehen, besonders unter dem Aspekt, wie sich diese menschlichen Beziehungen optimieren lassen, um dadurch insgesamt in der Messewelt weiterhin (oder noch mehr, oder wieder mehr) erfolgreich zu sein.

Das wird insgesamt über 5 Blogbeiträge (inkl. diesem hier) gehen. Ich bitte also alle, die gerne inspirieren wollen, und die Bewegung, bzw. den Geist  FAIR-SIGHT 7 !!!  mit voran bringen wollen, sich in welcher Form auch immer, sich zu beteiligen. Ich als Initiator dieser Bewegung stehe für alle Formate der Umsetzung gerne bereit.

Nun große Reden schwingen kann jeder. Konkret werde ich FAIR-SIGHT 7 !!!  in den nächsten 4 Blogs mit folgendem Leben füllen (wobei ich hier die Reihenfolge derart gewählt habe, wie ich sie auch behandeln werde.
Es geht immer um menschliche Beziehungen bzw. Partnerschaften. Darum geht es auch in der Messewelt hauptsächlich.

Unter partnerschaftlichen Beziehungen in der FAIR-SIGHT 7 !!!  verstehe ich die folgenden und werde sie in den nächsten Tagen entsprechend beleuchten: 

1) Beziehung Aussteller zu Messe-Dienstleistern (hauptsächlich Standbauer)
Inhalte = Liquidität, Messeausfall-Fonds, Design vs. Nutzen für Aussteller, Zahlungsziele, Respekt, Partnerschaft,
gemeinsame Lösungen, Preispolitik, Strategische Ziele einer Messeteilnahme

2) Beziehung der Mitarbeiter untereinander bei Veranstaltern, Messe-Dienstleistern, Ausstellern
Inhalte = Sinngebende Arbeitsweltgestaltung in 4 Schritten, Messeteam-Zusammensetzung, Coaching, ganzheitliche
Messe-Erfolgstrainings

3) Beziehung Veranstalter zu Ausstellern
Inhalte = neue Formate, Partnerschaft, Respekt, Erhöhung der Attraktivität einer Messe, Beside-Programm, Catering,
Merchandising, Erlebniswelten, Sponsoring

4) Beziehung Aussteller – Besucher
Inhalte = wie bekommt man möglichst viele werthaltige Besucher auf den Stand, Strategische Ziele Messeteilnahme,
unterbewusste Wahrnehmung des Besuchers, Wohlfühlen des einzelnen Besuchers, Branding in der Halle/ Im
Messegelände  Zusammenwirken Marketing-Verkauf-Agentur/ Standbauer, Nach der Messe, qualitative Analyse
aller Beteiligten, Verkaufsschulungen

Passend zu unserem Thema hat der globale Messelogistik-Verband IELA (International Exhibition Logistics Association) die Aktion „Together Strong“ gelauncht. Ein tolles Logo, ein toller Slogan.

Keine alternative Textbeschreibung für dieses Bild vorhanden

Wirklich exzellent. Besser kann man eine durchaus komplexe Botschaft nicht transportieren .Und IELA und deren Mitglieder sind auch exzellent und kompetent.!

Ich finde wir sollten das Motto im Geiste für uns gerade in diesen Zeiten alle verinnerlichen und tagtäglich leben. Es ist unser aller Motto in der FAIR-SIGHT 7 !!!

Das Slogan-Logo dürfen wir dabei sicher nicht kopieren (nur IELA Mitglieder). Ich hoffe man verzeiht mir hier, dass ich es hier dennoch getan habe.

Don´t worry Vicki!

Ich werde mich also in den folgenden Blogs zunächst auf die Deutsche Messe- und Ausstellungswirtschaft konzentrieren.  Das liegt daran, dass die Event-Wirtschaft per se insgesamt flexibler reagieren kann, diese auch kurzfristige Absagen gewöhnt sind. Außerdem ist die Eventbranche schon viel moderner unterwegs als die deutsche Messewirtschaft. Diese hat in den vergangenen 25 Jahren sehr viele Trends nicht erkannt bzw. verpasst.

Da ich völlig unabhängig bin, darf ich mir erlauben, bestimmte Dinge offen auszusprechen. Ich beobachte die Deutsche Messewelt seit Anfang der 90iger und habe dann auch meine Diplomarbeit zum Thema des Exportes Deutscher Leitmessen ins Ausland geschrieben. Damals gab es noch Visionäre wie z.B. Herta Krausmann, Jürgen Vogel und Werner Dornscheidt (der leider in wenigen Monaten in den Ruhestand geht). Und auch Wolfram Diener (kommender Chef der Messe Düsseldorf) habe ich 1996 schon zu dem Thema interviewt.

Deutschland ist seit jeher der Messemarkt Nr. 1 in der Welt – mit den meisten Welt-Leitmessen (früher mal 70%), mit insgesamt den größten Bruttonutzflächen (in Deutschland gibt es alleine 5 Messegelände mit min 200.000 m² Hallenfläche, plus 6 weitere Gelände mit min. 100.000 m² Hallenfläche), mit den meisten internationalen Ausstellern, mit den meisten internationalen Besuchern.

Wie es dann so oft aber ist, macht Erfolg träge. Und die deutsche Messewirtschaft hat sich seit 1995 mehr oder weniger keinen Zentimeter weiter entwickelt! Es geht hier nicht darum, wer am meisten geschlafen hat. Letztlich haben sich Veranstalter, Messe-Dienstleister (auch Standbauer) und Aussteller gemeinsam viel zu lange darauf verlassen, dass „weiter so“ erfolgreich sein kann und genügend Geld zu verdienen ist.

Inzwischen finden auch in anderen Messestädten tolle Leitmessen statt. Länder wie China, Spanien, Frankreich oder Indien haben tolle Venue-Kapazitäten und veranstalten tolle Messen. Hannover ist nicht mehr das größte Messegelände der Welt, CEBIT, Herrenmodewoche, GDS, Interjeans sind ersatzlos gestrichen. Photokina droht vielleicht bald dasselbe Schicksal. IAA wird sicher durch den neuen Standort gerettet, aber alle anderen Automessen sind schon lange weg. Zur Drupa will ich lieber nichts sagen (wurde ja gerade auf 2021 verschoben).

Natürlich hängt das alles auch mit wirtschaftlichen Lebenszyklen zusammen. Dennoch ist außer Gamescom und FIBO in den letzten Jahren, keine Messe wirklich signifikant in Deutschland nach vorne gekommen. Dazu jedoch mehr in einem späteren Blog (Teil 4).

Und rein von den Besucherzahlen hatten wir z.B. 1995 10,4 Mio. Besucher auf allen Messen in Deutschland im Vergleich zu 9,6 Mio. in 2018 (Quelle jeweils AUMA Jahresbericht). Also seit langem kein Wachstum mehr. 

Gründe gibt es viele. In FAIR-SIGHT 7 !!! werden wir u.a. auf die folgenden Gründe eingehen:

a) Es fehlen vernünftige, moderne Messekonzepte.
b) Stände werden nur noch nach Designaspekten bewertet und gebaut
c) Es gibt in der Messewelt nur ganz bedingt Partnerschaften. Aussteller und Veranstalter betrachten Messe-
Dienstleister immer als das letztes Glied in der Kette, ohne jegliche Lösungskompetenz (was sich die Messe-
Dienstleister in den letzten Jahren allerdings auch redlich erarbeitet haben).
d) Jeder betrachtet immer nur seinen eigenen Mikro-Blickwinkel. Keiner sieht das nächste Große und Ganze. Was
bedeutet den eine erfolgreiche Messe für den Einzelnen? Nur weil es 5% mehr internationale Aussteller auf einer
Messe gab, war die Messe ja noch nicht gut. Und ein Besucherrückgang wird in diesen auch so schwierigen Zeiten
sowieso immer noch von den Messe-Gesellschaften als Erfolg verkauft.
e) Früher galt, auf/ mit Messen kann man schnell Geld verdienen. Das hat viele auf den Plan gerufen, die auch noch
schnell vom großen Kuchen ein Stück abhaben wollten. Das hat zu einem enormen Wettbewerb und Preiskampf bei
Messe-Gesellschaften (meistens eh staatlich subventioniert), Standbauern, Messelogistikern, Caterern,
Möbelverleihern etc. untereinander geführt. Dadurch haben wie neue Lösungen, Visionen, den Messe-Erfolg des
einzelnen Ausstellers und den digitalen Wandel in unserer Gesellschaft mehr oder weniger komplett aus den Augen
verloren.
f) Es gibt gerade in der Messewelt heute keine Visionäre mehr. Menschen wie Claus Groth, Karl-Heinz Strothmann,
Werner Marzin, Bruno Meissner, Klaus Holtmann, Rainer Winnen, Elfie Adler, Born & Strukamp, Volmer &
Scharrenberg, Hanns Maedebach, um nur einige zu nennen, gibt es heute nicht mehr.

Und dann kommen plötzlich die China-Viren und lassen mir nichts dir nichts das ganze verbleibende Deutsche Messehaus wie ein Kartenspiel zusammenbrechen. Und keiner weiß mehr, wie es weiter geht.

Nehmen wir mal an, irgendwer nimmt in Deutschland die Verantwortung auf sich, und lässt die Messen im Juni (also ca. in 2,5 Monaten) wieder starten bzw. stattfinden (das können ja auch nur die paar auf Juni verschobenen Messen sein).
Was passiert dann?

Nun, bis dahin werden die Controller, Einkäufer, Notorischen Nörgler und sonstige Sparbrötchen bei den Aussteller-Unternehmen die Oberhand gewonnen haben, und die Unternehmensleitungen davon überzeugt haben, dass Messeteilnahmen eh zu teuer sind und sowieso nichts bringen, aber des lieben Friedens willen, könnte man ja vermehrt auf Virtuelle Messen setzen. Und die ganzen selbsternannten VR-Apostel sitzen schon feixend in den Startlöchern.

Eines an dieser Stelle ganz deutlich:
Virtuelle Messen werden niemals eine ernsthafte Alternative zur face-to-face -Kommunikation auf Messen sein. Diese Diskussion dürfen wir gar nicht erst hochkommen lassen. Was ich für durchaus sinnvoll halte, sind virtuelle Rundgänge am Messestand durch die (weltweiten) Produktionsstätten und Logistik-Zentren der Aussteller. Und damit ist dieser mögliche Lösungsstrang auch gleich wieder beendet und hat nichts weiter in FAIR-SIGHT 7 !!!  zu suchen.

Also nehmen wir mal an, wir haben die Gefahren erkannt, und wollen Deutschland als Messe-Weltleit-Markt erhalten: Dann müssen wir alle zusammen stehen, und uns für Aussteller und Besucher gleichermaßen neue attraktive Lösungen überlegen, und sie von unserem Glanz wieder überzeugen.
Da es am Ende immer darum geht, möglichst viel Geld zu erwirtschaften, meine ich mit attraktiv hier schon wirtschaftlich attraktiv, sprich Ausstellern, Besuchern aber eben auch uns allen als Messeplayer einen größtmöglichen wirtschaftlichen Erfolg in Aussicht zu stellen.

Abschließend für heute möchte ich gleich auch mit einer weiteren Mär aufräumen:
Liebe Controller, man wird den konkreten monetären Erfolg einer Messebeteiligung eines einzelnen Ausstellers niemals (das sage ich als Marketing-Studierter und mit meiner jahrelangen Expertise)  exakt bestimmen können. Eine Messeteilnahme wirkt immer ganzheitlich im Rahmen eines Marketing-Mixes. Und Messeteilnahmen sind aktuell in erster Linie ein Marketing-Instrument (dazu in Teil 3 mehr).

So mit meinem ersten Teil bin ich für heute fertig.

In Kürze starte ich den 2. Teil und gehe in medias res der FAIR-SIGHT 7 !!!  Das wird ziemlich spannend.

Bis dahin durchatmen, Gedanken kreisen lassen und inspirieren.

Eure Kind der Messe.

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